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  • AutorenbildGreta

Neues vom Balkan und von uns: Montenegro und Bosnien-Herzegowina

November 2022 – wir sind in Montenegro angekommen. Dem Land, mit den vielen Nachbarn: Das montenegrische Staatsgebiet grenzt an Kroatien, Serbien, den Kosovo, Nordmazedonien und Albanien. Ein weiteres Land auf der Balkan-Halbinsel, das wir nur von vielversprechenden Werbe-Bildern aus Reiseführern oder dem Internet kennen: Die „wilde Schönheit an der Adria-Küste“. Wahrscheinlich sind alle Aufnahmen bearbeitet – so schön kann es unmöglich in Realität hier sein.

Wir sind in Montenegro angekommen

Blick auf die berühmte Bucht von Kotor, seit 1979 UNESCO Weltkulturerbe

Schön hier aber auch sehr windig

Als wir am ersten Abend unser Camp aufschlagen und den Tag Revue passieren lassen sind wir uns einig: doch, es ist tatsächlich so, wie es all die Bilder, die wir uns vorab angeschaut haben, versprochen haben. Wir fühlen uns sofort wohl im kleinen Balkanstaat. Inmitten der vielen Natur mit ihrer schroffen Felsenlandschaft, den mediterran anmutenden Stränden und den weißen Schäfchenwolken am Himmel.

Entlang der Adria-Küste

Die kleine Adria-Insel Sveti Stefan in der Nähe der Stadt Budva

Unser Schlafplatz im Lovcen Nationalpark

Die Aussicht vom Mausoleum Njegos

Die Straßen sind klein, kurvig und eng und meist in schlechtem Zustand. Genau das richtige für unser Fahrzeug! Hier unterwegs zu sein mach Freude und entschleunigt sehr. Wir entscheiden uns, wann immer möglich, für eine kurvige Bergstraße. Ausgewaschene Schotterpisten bringen uns weit weg von den asphaltierten Straßen zu einsamen und ganz friedlichen Orten, weit weg von der Zivilisation.

Paparazzi :)

Abenteuerliche Steintunnel

Manche von ihnen sind sehr lang und eng - gut, dass wir keinen Gegenverkehr hatten

"Ob wir da vorne durchpassen?" Wenden können wir jedenfalls nicht

Nach dem Abenteuer Tunnel wartet eine in die Jahre gekommene Brücke auf uns

Die Nächte in Montenegro sind um diese Jahreszeit eisig kalt. In den Bergen bläst trotz Sonnenschein konstant ein eisiger Wind. Wir verbringen viele Nächte im Dachzelt – oder wenn es zu stürmisch ist im Fahrzeug – in denen wir dankbar sind, dass wir zwei dicke Daunenschlafsäcke, zwei Thermo-Inleys und unsere Skiunterwäsche im Gepäck haben. Es ist einfach kalt. Wie kalt genau, wissen wir nicht. Wir messen die Außentemperatur grob an der Menge an Eis auf dem Dachzelt … Manchmal ist es auch einfach besser nicht genau zu wissen, wie warm oder kalt es aktuell ist.

Unser Außenthermometer

Gretas Gesichtsausdruck sagt alles zur morgendlichen Stimmung

In den Nationalparks Montenegros werden wir dafür mit traumhaften Ausblicken belohnt. Uns beide berührt die Landschaft sehr. Wenn man bedenkt, wie viele verschiedene Orte und Länder wir auf unserer Reise schon gesehen haben, muss es schon irgendwie anders und besonders hier sein, dass wir beide so empfinden. Montenegro hat auf kleinstem Raum einfach ein bisschen von allem. Wahrscheinlich ist es diese Vielfalt, die uns das Land so intensiv erleben lässt.

Blick auf die Adria

Ihr merkt es schon... unsere Lieblingsbeschäftigung - auf die Adria schauen

Auch die Kapelle hat einen Blick auf die Adria

Die Sonne geht hinter den Bergen unter

Für alle die jenigen unter Euch zu Hause, die bereits Wetten abgeschlossen haben, wann wir einen Hund an Bord haben werden: es war mal wieder fast so weit. Wir besuchen ein Felsenkloster und verbringen die Nacht auf dem Klosterparkplatz in der Nähe. Schon als wir am Morgen ankommen, begegnet uns ein ganz aufgeregter Streuner. Einen so nervösen und verstörten Vierbeiner haben wir lange nicht gesehen. Er ist zwar hungrig, aber so verängstigt, dass er sich sein Futter bei uns nur abholt, wenn wir uns weit genug entfernen. Wir taufen den Streuner „Dropsi“ und je länger wir vor Ort sind, desto zutraulicher wird er. Nachts – als er sicher ist, dass wir nicht mehr aus dem Fahrzeug kommen – legt er sich unter unser Fahrzeug und beschützt uns mit lautem Gebell vor irgendetwas oder irgendjemandem, das bzw. den wir nicht sehen. Mit viel Geduld und Ruhe sind wir am nächsten Tag so weit, dass Dropsi in unserer Nähe frisst und sich sogar streicheln lässt. Je länger wir unterwegs sind, desto mehr sind es genau solche Momente, die uns große Freude bereiten.

Dropsi ist sich noch nicht sicher ob ihm das Kraulen gefallen soll :)

Das Felsenkloster Ostrog

Eines der bedeutendsten Klöster der serbisch-orthodoxen Kirche

Im Inneren begegnen wir der heiligen Greta

Das Kloster ist eine berühmte Pilgerstätte

Mit Dropsi im Herzen (und leider nicht in unserem Fahrzeug …) verlassen wir Montenegro. Der Grenzübergang nach Bosnien-Herzegowina ist anders, als viele der Grenzen, die wir auf unserer Reise bis jetzt überquert haben. Über eine alte klapprige Holzbrücke, an deren Ende ein Grenzbeamter in einem rostigen Container sitzt, reisen wir nach Bosnien-Herzegowina ein.

Der Grenzübergang von Montenegro nach Bosnien-Herzegowina

Plötzlich ist er weg, der Zauber von Montenegro. Um uns herum nur noch staubige Piste, tückische Schlaglöcher und triste Stimmung. Ein harter Kontrast. Willkommen in Bosnien-Herzegowina. Mit ein wenig Phantasie ähneln die Umrisse des Landes einer Herzform. Vielleicht hatten wir uns daher unsere Ankunft in Bosnien-Herzegowina etwas romantischer vorgestellt.


Über besagte staubige Pisten geht es für uns in die Hauptstadt des Landes: Sarajevo. Bis kurz vor die Stadtgrenzen sind wir überzeugt, dass wir auf einer falschen Route sind. Der Weg in die Hauptstadt muss doch irgendwie größer, schöner und besser sein? Nein, muss er nicht. Die schlechten Straßen hören auf, wir fahren ein paar Kilometer über frischen Asphalt und sind auf einmal mitten in Sarajevo.

Damit jede/r weiß wo er/sie ist...

Wir verbringen mehrere Tage in Sarajevo, einer Hauptstadt mit bewegender und trauriger Geschichte, aber vor allem, einer ganz besonderen Stimmung. Während des Bosnienkrieges musste sich Sarajevo einer blutigen vierjährigen Belagerung zur Wehr setzen. Seit dem Kriegsende 1995 ist zwar einige Zeit vergangen, dennoch ist die Stadt übersäht mit unzähligen Narben, die an dunkle Tage erinnern.

Unübersehbar - die Einschusslöcher an beinahe jeder Hausfassade

Einer der vielen, schier endlosen Friedhöfe in der Stadt

Viele Häuser sind einsturzgefährdet, wurde aber bislang nicht abgerissen

Stille

Die ewige Flamme erinnert an die Opfer des zweiten Weltkrieges

Die Kraft der ewigen Flamme wärmt nachts einen Obdachlosen

Auf den Straßen und Gehwegen entdecken wir immer wieder seltsame rote Flecken, die so genannten „Rosen von Sarajevo“. An vielen Stellen, an denen zu Kriegszeiten eine Granate aufgeschlagen ist, Menschen verletzt oder getötet wurden, entstanden Löcher im Asphalt. Diese wurden mit rotem Harz gefüllt und ziehen sich heute als Mahnmale durch die ganze Stadt.

Eine der vielen Rosen von Sarajevo

Man findet sie überall in der Stadt

Trotz der traurigen und omnipräsenten Erinnerungen an vergangene Zeiten erleben wir die Stimmung in der Stadt als sehr positiv und erleben einer spannenden Mischung aus östlicher und westlicher Kultur. Moscheen gehören wie christliche Kirchen zum Stadtbild.

Impression aus der Altstadt Sarajevos

Das Attentat von Sarajevo am 28.06.1914 gilt als Grundereignis für den 1. Weltkrieg und fand auf dieser Brücke statt

Impressionen aus Sarajevo

Abendstimmung in der Altstadt

Auf dem Basar

Köstliche bosnische Spezialitäten vom Grill

no words needed - mmmhhhhh

Dazu gibt es bosnischen Kaffee

Vor den Toren der Stadt begeben wir uns auf eine Zeitreise zurück zu den olympischen Spielen von 1984. Ein einmaliges Erlebnis, einmal in einer Bobbahn entlang zu spazieren, oder am Schanzentisch einer Skisprungschanze zu stehen. Die ist mächtig steil! In jedem Fall genießen wir die frische und saubere Luft außerhalb der Stadtgrenzen. Sarajevo hat ein massives Smog-Problem.

Die Smog-Glocke über der Stadt

Tritt man im Winter vor die Haustüre riecht man gleich, als hätte man stundenlang dicht an einem Lagerfeuer gesessen. Viele Menschen in der Stadt heizen mit Holz und das riecht man. Dazu kommt, dass fast ausnahmslos (und damit übertreibe ich nicht) jeder Mensch, dem wir in Bosnien-Herzegowina begegnet sind, raucht! Draußen auf der Straße, aber auch drinnen beim Bäcker oder im Restaurant. Vom Rauchverbot in Deutschland verwöhnt ist das für uns befremdlich. Die „Düfte“ der Stadt fahren wir noch tagelang in unserem kleinen Räucherstübchen, unserem Fahrzeug, durch die Gegend. So bleibt uns Sarajevo auch geruchstechnisch nachhaltig in Erinnerung.

Im 100m Sprint könnt Ihr nicht mit Gold von uns rechnen... :)

Spaziergang in der olympischen Bobbahn

Der sehr steile Hang der Skisprungschanze

Die Zwei solltet Ihr kennen... Liebe Grüße aus der Bobbahn

Der Zahn der Zeit nagt an der Schanze

Eine weiterer Ort, der uns in Bosnien-Herzegowina in Erinnerung bleibt, ist die Stadt Mostar. Hier findet regelmäßig ein Red-Bull Springen statt. Wir sehen den Contest nicht live, können uns das Spektakel aber bildlich vorstellen. Mostar ist in jedem Fall auch ohne den Red-Bull Zirkus eine Reise wert.

Im Zentrum Mostars

Auch hier gibt es guten bosnischen Kaffee

Eine der zahlreichen Moscheen in der Stadt

Blick auf die Gassen von Mostar

Auf der Stari Most ("Alte Brücke") findet der Red-Bull Contest statt

Auch hier sehen wir an vielen Stellen Einschusslöcher vergangener Tage

Buntes Treiben in den Gassen

Bosnien-Herzegowina verlassen wir mit ein wenig Aufregung. Plötzlich scheppert es laut unter unserem Fahrzeug. Unser Gedanke „Da fährt ja mal wieder eine Rostlaube, an der alles klappert, hinter uns …“ war nett, aber leider nicht zutreffend. Das Klappern kommt leider nicht vom Fahrzeug hinter uns, sondern von uns selbst. Ein Hitzeschutzblech hat sich an unserem Unterboden gelöst und muss geschweißt werden. Zum Glück sind wir in Bosnien-Herzegowina, einem Land, in dem unkomplizierte Hilfsbereitschaft groß geschrieben wird. Obwohl es Sonntag ist, haben wir innerhalb einer Stunde helfende Hände gefunden, die völlig selbstverständlich und mit einem Lächeln im Gesicht unser Blech wieder fixieren.

Unsere Retter

Das Blech ist wieder dort, wo es hingehört

Während wir unsere Hitzeschutzblech versorgen, wird es im fernen Deutschland bereits weihnachtlich. Meine lieben Patenkinder backen mit ihrer Mama im verschneiten Bayern Plätzchen in G-Klasse Form! Die Ausstecker sind übrigens vom Papa eigens in einem 3D-Drucker hergestellt worden. Wir freuen uns sehr über dieses Bild in der Ferne und würden zugern gleich Naschen.

Das gibt mit Sicherheit leckere Weihnachtsplätzchen

Greta // 05. März 2023 // im Schatten der Akropolis in Athen

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