Dass unsere Reise in Myanmar endet, hätten wir Anfang des Jahres sicher nicht gedacht. Ursprünglich wollten wir zurück an den Ort, an dem am 3. Januar alles begonnen hat: nach Argentinien. Nun sind wir statt dessen mitten in Asien, in einem Land mit zwei Namen: Myanmar und Burma. Myanmar - der offizielle neue Name, Burma - der ehemalige, aber irgendwie immer noch sehr gängige Name des Landes. Egal ob „magnificent Myanmar“ oder „beautiful Burma“ - es ist ganz wunderbar hier in diesem Land.
Das sagen wir jetzt ... nach guten drei Wochen. Unser erster Eindruck war ein anderer. Laut, dreckig und heiß. Wir landen in Yangon und brauchen für 10km vom Flughafen in die Stadt geschlagene zwei Stunden. In einem Taxi ohne Klimaanlage, dafür aber mit ganz viel frischem Smog und einem Taxifahrer, der uns als Touristen mit dem 4-fachen des eigentlichen Fahrpreises abzocken möchte. Och nö ... Das geht ja gut los. Immer schön ruhig bleiben - ohmmm!
Heiß, laut und dreckig bleibt es ... vor allem für unsere Füße. In Myanmar keine dreckigen Füße zu bekommen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. In allen Tempeln, Pagoden und sonstigen heiligen Stätten zieht man nämlich die Schuhe aus. Ungewohnt! Je schwärzer die Füße am Abend, desto mehr Sehenswürdigkeiten standen an diesem Tag auf dem Plan.
Unsere Füße waren jedenfalls jeden Tag schwarz. Noch sind wir aber etwas vom „Expert-Level“ entfernt...
Myanmar wird nicht umsonst auch das „Land der Tempel und Pagoden“ genannt. Die Vielfalt und Fülle an Sehenswürdigkeiten erschlägt uns regelmäßig hier. Sie hat aber natürlich auch ihren Reiz. Erst im Nachhinein sehen wir auf unseren Fotos, was wir tatsächlich alles angeschaut haben. Kein anderes Land auf unserer Reise hatte bis jetzt eine solche Dichte an Sehenswürdigkeiten. Eines der schönsten und größten Bauwerke des Landes ist die „Shewdagon Pagoda“.
Natürlich übergießen wir dort wie die Einheimischen stilecht den Buddha des Wochentages, an dem wir geboren wurden, mit Wasser. Das wird ganz sicher auch uns nicht nur nasse Füße, sondern Glück bringen. Jan übergießt den Dienstag, ich den Donnerstag.
Schon nach wenigen Tagen in Land sind wir im Pagoden-Fieber ... und da kann man schnell mal vergessen, welche Pagode man nun schon gesehen hat und welche nicht. In Bagan passiert es uns tatsächlich, dass wir eine Pagode zweimal anschauen, ohne es direkt zu merken.
Vielleicht lag es aber auch an der Hitze. Mit einem E-Scooter düsen wir über staubige Pisten von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit. Der frische Fahrtwind lässt uns zu mindest immer kurzzeitig vergessen, dass wir konstant gute 40 Grad haben.
Wirklich beeindruckend sind für uns auch die Vielzahl an Buddha Statuen, die wir in diesem Zuge sehen. Große, kleine, einfarbige und bunte Buddhas finden wir. In jedem Fall gleicht kein Buddha dem anderen. Und wenn es nur die schwarz lackierten Nägel sind, die den kleinen Unterschied ausmachen. Mit voll geladenen Karma-Speichern fallen wir an jedem Abend in unsere Betten.
Eine ganz besondere Perspektive des Landes wollen wir uns nicht entgehen lassen. Ganz klein fühlen wir uns schon am Boden, als unser Heißluftballon für den Start vorbereitet wird.
In Bagan sehen wir dann einige Minuten später einen der schönsten Sonnenaufgänge unserer Reise. Und das soll etwas heißen! Das frühe Aufstehen um vier Uhr morgens hat sich für diesen Ausblick aus dem Heißluftballon in jedem Fall gelohnt.
Dem Grinsen in unseren Gesichtern könnt Ihr entnehmen, wie es uns in 3000 Fuss Höhe gefallen hat.
Nachdem wir die Must-Sees des Lonley Planets - gemeinsam mit vielen anderen Touristen - gesehen haben, möchten wir das ursprüngliche Myanmar erkunden. Mehrstündigen Busfahrten in ganz abenteuerlichen Bussen und viele Kilometer auf einem Roller später sind wir tatsächlich dort, wo wir hin wollten. An Orten, die wir noch nicht einmal auf Google Maps als solche finden. Dafür aber unglaublich herzliche und neugierige Menschen, die offensichtlich selten oder noch nie einen Ausländer gesehen haben. Wir werden freundlich angelächelt, verdutzt angeschaut und ungläubig angefasst.
Wir erleben Begegnungen, die wir an Orten, die uns der Lonely Planet vorschlägt, niemals gefunden hätten. In einem kleinen Kloster beispielsweise werden wir zur Audienz beim Abt geladen. Er besteht darauf, dass Jan sämtliche Tattoos auf seinem Körper fotografiert. Und wir dürfen erst wieder gehen, als seine Klosterschüler uns mit Äpfeln und Orangen aus dem Klostergarten als Wegzehrung versorgt haben.
Tatsächlich fühlen wir uns ein wenig wie Pop-Stars. Unsere burmesischen Groupies verewigen uns wo immer wir anhalten sofort mit einem Selfie. Und Selfies mit uns gibt es nun eine ganze Menge in Myanmar. Insbesondere Jans Bart ist offensichtlich so exotisch, dass er oftmals einfach nur minutenlang angestarrt wird. Für uns eine ganz neue Erfahrung auf unserer Reise. So offensichtlich anders haben wir uns bis jetzt noch nicht gefühlt.
Schön aber, dass die Einheimischen es im Gegenzug sehr genießen, vom Mann mit Bart fotografiert zu werden. Jan kann so nicht nur viele tolle Fotos schießen, sondern auch den Einheimischen ein stolzes Lächeln in‘s Gesichert zaubern, wenn sie sich selbst im Display der Kamera sehen.
Unvergessen bleibt auch unsere Begegnung mit einem Wahrsager. Er liest unter anderem aus unseren Händen, dass “Jan“ kein passender Name für Jan ist. Wir erfahren, dass wir umgehend eine Namesänderung anstoßen sollten. Ein mehrsilbiger Name, der mit „S“ beginnt, sei wohl besser. Ausserdem erhält Jan den Tipp, bei der Jobwahl drauf achten, keine all zu stressigen und gefährlichen Jobs wie Politiker oder Spion mehr anzunehmen. Damit ist die Karriere als James Bond nun wohl leider vorbei. Mit „Greta“ und meiner Berufswahl ist er erstaunlicherweise sehr zu frieden.
An einem Tag vergessen wir vor lauter Fotografieren rechtzeitig den Rückweg in die Zivilisation anzutreten. Selten haben wir bei einer Rollerfahrt so geschwitzt. Im Dunkeln in Myanmar zu fahren ist kein Spaß, sau gefährlich und einfach nur leichtsinnig. An jenem Abend haben sicherlich all die Schutzengel, die wir Anfang des Jahres für unsere Reise geschenkt bekommen haben, auf uns aufgepasst. Vielleicht waren es aber auch unsere Zauber-Helme oder Robo-Cop höchst persönlich - wer weiß?
Genug Rollerfahrten für diese Reise beschließen wir und bewegen uns sicherheitshalber mit den traditionellen Longboats fort. Herrlich! Wir schippern den ganzen Tag über den Inle See und seine Zuflüsse. Ganz Dörfer auf Stelzen ziehen an uns vorbei.
Im grünen Dschungel aus Lotusblüten und Seerosen verlieren wir schnell die Orientierung. Unser Bootsführer manövriert uns aber sicher durch das grüne Labyrinth.
Ein Sonnenuntergang auf dem Inle-See kann definitiv mit einem Sonnenaufgang aus dem Ballon mithalten. Nur, dass Jan für solche Bilder auf ein alles andere als dichtes und stabiles Longboat umsteigen musste. Manche Bilder fordern eben Einsatz vom Mann hinter der Linse ... in diesem Fall einen nassen Hintern und einen Fast-Sturz mit Kamera in den Inle-See.
Übrigens - wir überlegen immer noch fieberhaft, wie wir diesen kleinen Freund mit nach Deutschland bringen können. Er ist uns an einem der unzähligen Pagoden begegnet und nicht mehr von der Seite gewichen. Wir konnten in jedem Fall nicht wiederstehen, eine seeeehr ausgedehnte Pause einzulegen und ihn mit Streicheleinheiten zu verwöhnen.
Für uns geht es nun weiter ganz in den Süden des Landes. Myanmar ist so groß und vielfältig. Hier gibt es bestimmt noch viel zu entdecken für uns - übrigens wie immer auch für Euch in unserer Galerie.
Greta // Kawthaung // 13. Dezember 2019
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