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Auf den Spuren der alten Seidenstraße in Usbekistan

Wir sind zurück in Usbekistan! Dem Land, das aussieht, als sei es gerade frisch dem Märchen von 1.001 Nacht entsprungen. Kein Wunder, denn es erzählt die Geschichte der sagenumwobenen Seidenstraße. Der zentralasiatische Staat ist bekannt für seine imposanten Moscheen, Mausoleen und Mätressen. Bereits 2019 haben wir Zentralasien mit dem Rucksack bereist und unter anderem hier Halt gemacht. Was für ein Geschenk, dass wir hierher nun mit unserem Expeditionsmobil zurückkehren dürfen. Wenn Ihr erfahren möchtet, was wir bei unserem ersten Besuch in Usbekistan erlebt haben, dann lest hier weiter.





Wir reisen aus Tadschikistan nach Usbekistan ein. Seit einer ganzen Weile unserer Reise planen wir für Grenzübergänge viel Zeit ein. Sehr viel Zeit, denn an den Grenzen sind wir als Reisende mit unserem deutschen Fahrzeug meist Exoten. Oft wissen die Beamten nichts mit uns oder unseren Papieren anzufangen. Das „D“ auf unserem Fahrzeug steht gerne mal für Dänemark. Unsere Reisepässe sind dezent mit den Worten „Bundesrepublik Deutschland“ bedruckt. Da muss man als nicht englisch sprechender Grenzbeamter erst einmal drauf kommen, dass das für „Germany“ stehen könnte. Unseren Fahrzeugschein kann seit der EU-Außengrenze niemand mehr lesen. Wer will es den verdutzten Beamten auch verübeln. Bei den vielen deutschen Abkürzungen in diesem Dokument tun wir uns ja selbst schon schwer.

 


Diese Herausforderungen paaren sich an der usbekischen Grenze mit der Sorge, dass Drogen ins Land geschmuggelt werden. Wir beteuern, wie immer, mehrfach, dass wir „only tourists“ sind und natürlich keine Drogen ins Land schmuggeln. Leider bewahrt uns dies nicht vor dem Prozess, den auch alle anderen (einheimischen) Fahrzeuge an der Grenze durchlaufen müssen. Wir fahren durch einen X-Ray. Dort findet man (Achtung Überraschung) nichts Auffälliges. Trotzdem sollen wir im Anschluss bitte unser komplettes Fahrzeug ausräumen. Wie alle anderen Fahrzeuge vor uns in der Schlange an der Grenze eben auch.

 

Im Gegensatz zu den Einheimischen haben wir nur deutlich mehr Sachen an Bord. Das kann dauern… Zu unserer großen Freude springt nach einigen Minuten ein Drogenspürhund in unser Fahrzeug. Und ja – bei uns gibt es richtig viel zu entdecken und abzuschnüffeln! Vor lauter Freude sabbert sich das arme Etwas einmal quer über all unsere Polster. Ihr wisst, wir beide mögen Hunde sehr! Aber als wir die Zwinger sehen, in dem die Hunde an der Grenze gehalten werden und den Zustand, in welchem die Tiere sind, blutet uns einfach nur das Herz. Und – wir finden es schlichtweg ekelig. Nach der Aktion können wir erst einmal das Fahrzeug grundreinigen.

 

Natürlich nicht an der Grenze. Da müssen wir dann auf einmal ganz schnell weg. Überraschenderweise dauert nicht nur das Aus- sondern auch das Einräumen länger als bei allen anderen Fahrzeugen. Zur Freude der Grenzbeamten rollern wir irgendwann dann doch noch davon. In die stockfinstere Nacht. Die Sonne ist bereits vor mehreren Stunden untergegangen. Unsere erste Nacht in Usbekistan verbringen wir daher an einer Tankstelle.

 


Tankstelle – das bringt uns gleich zur nächsten Herausforderung in Usbekistan. Benzin oder Diesel zu finden ist keine Selbstverständlichkeit. Fast alle Fahrzeuge im Land fahren nämlich mit Gas. Oftmals müssen wir 2 oder 3 Tankstellen anfahren, bis wir Benzin finden. Das ist im Regelfall von undefinierbarer Qualität und teilweise noch schlechter als die „Plörre“, die wir auf dem Pamir Highway in Plastikflaschen bekommen haben. Dafür kostet 1 Liter umgerechnet nur ca. 1 EUR. Ein kleines Trostpflaster.


 

Da wir große Teile des Landes vor einigen Jahren bereits mit dem Rucksack bereist haben, erkunden wir das Land dieses Mal nicht auf der klassischen Route. Taschkent und Samarkand behalten wir in ganz wunderbarer Erinnerung. Dieses Mal erkunden wir dafür zum Beispiel die Städte Bukhara und Xiva. Außerdem bewegen wir uns abseits der gut asphaltierten Straßen, die zu den Touristenhochburgen führen. Auf abenteuerlichen Nebenstraßen bewegen wir uns durch das Land. Unserem Fahrwerk wird täglich einiges abverlangt und mehr als einmal schlagen wir am Abend mit Kopfschmerzen unser Camp auf. Die Straßen sind einfach unterirdisch schlecht.




 Bukhara ist die einzige Stadt, die wir im Land ein zweites Mal besuchen. Und – sie ist immer noch genau so faszinierend, wie wir sie in Erinnerung haben. Wir erinnern uns an Vieles, entdecken aber auch Neues. Da wir ganz zwang- und zeitlos durch die Stadt schlendern können, haben wir viele herzliche Begegnungen. So verbringen wir beispielsweise eine ganze Weile bei einem jungen Künstlerpäarchen, das im Schatten einer alten Mätresse, seine Bilder malt und verkauft. Zwei Tage lang beobachten wir so, wie hier die lokalen Kunstwerke entstehen.









In Bukhara treffen wir außerdem unsere lieben Reisefreunde Maybrit und Niklas mit Ihrem Mercedes Oldtimer LKW wieder. Was für eine Freude wieder Zeit mit Ihnen verbringen zu können. So richtig daran geglaubt haben wir alle vier nicht, als wir uns vor einigen Wochen in Almaty, Kasachstan, voneinander verabschiedet haben. Unsere geplanten Reise-Routen waren zu unterschiedlich. Maybrit und Niklas wollten vor dem Wintereinbruch über den Kaukasus zurück nach Georgien. Wir wollten uns den Traum des Pamir Highways erfüllen. Durch verschiedene Umstände und eine glückliche Fügung kreuzen sich unsere Wege hier wieder. Wir feiern unser Wiedersehen kulinarisch und essen uns gemeinsam einmal quer durch die köstliche usbekische Küche.



In der Stadt Xiva, nahe der Grenze zum benachbarten Turkmenistan, entdecken wir eine für uns noch unbekannte Seite des Landes. Wir kommen spät nach Sonnenuntergang in der Stadt an, sehen sie also im Dunkeln das erste Mal. Obwohl wir müde und angestrengt von der Fahrt sind, sind wir schwer beeindruckt und schlendern an jenem Abend noch für mehrere Stunden durch die verwinkelten Gassen. Was für eine Stadt!



 







Wir schlafen in einem kleinen Boutique Hotel - eine Empfehlung eines Schweizer Freundes, den wir in Kirgistan besucht haben. Ein toller Tipp, denn neben einer heißen Dusche und einem bequemen Bett gibt es einen Wahnsinnsblick von der hauseigenen Dachterrasse.


 

Der perfekte Ort, um uns auf unsere bevorstehende Weiterreise vorzubereiten und unsere Akkus noch einmal aufzuladen. Wie so oft, wenn wir irgendwo einkehren, knüpfen wir spannende und nützliche Kontakte mit Einheimischen oder anderen Reisenden. Von Usbekistan aus, möchten wir Turkmenistan durchqueren und dann in den Iran einreisen. Ein Abschnitt unserer Reise, der uns aufgrund von strengen Reiseauflagen, aber vornehmlich der weltpolitischen Lage viel Kopfzerbrechen bereitet. Das Auswärtige Amt warnt vor Reisen in den Iran. Als Individualreisende mit einem eigenen Fahrzeug fallen wir gemeinsam mit Fahrrad- und Motorradfahrern sogar in eine Gruppe, die ganz explizit gewarnt wird. Wir wissen, dass sich Familie und Freunde um uns sorgen. Und wenn wir ehrlich sind, sorgen wir uns auch. Natürlich verfolgen wir die Medien und nehmen das Auswärtige Amt ernst. Das macht die bevorstehenden Wochen und Kilometer nicht einfacher.

 

Maybrit und Niklas leiden – solidarisch wie sie sind - mit uns. Chefmechaniker Niklas checkt daher noch einmal unser Fahrzeug und schmiert alle Gelenke mit ordentlich Fett ab. So ist immerhin das Fahrzeug bestens für die kommenden Länder vorbereitet.

 

Mit gemischten Gefühlen verlassen wir Usbekistan. Da wir uns in Turkmenistan auf einer vorab festgelegten Route und gemeinsam mit einer lokalen Eskorte durch das Land bewegen müssen, ist unser weiterer Weg vorgezeichnet: Er endet an der turkmenisch iranischen Grenze. Anpassungen unserer Route durch Turkmenistan sind nicht, oder nur noch schwer möglich. Aber all das ist einen eigenen Artikel wert und darüber berichten wir Euch hier in Kürze …


 


Greta // 7. November 2023 // Tehran, Iran ( … wie Ihr seht, haben wir das Abenteuer Persien gewagt!)

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