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AutorenbildGreta

Fünf unglaubliche Wochen – unsere Reise durch den Iran

„Wir machen uns große Sorgen um Euch!“ … „Seid Ihr verrückt?“ … „Bitte passt auf Euch auf!“… „Könnt Ihr keine andere Route nehmen?“. Ein Auszug an Reisewünschen, die uns von Bekannten, Freunden und unseren Familien mit auf unseren Weg in den Iran gegeben wurden.


Blick auf den Naqsch-e-Dschahan-Platz in Isfahan

Innenhof eines alten Herrenhauses in Kashan

Ein Webmeister bei der Arbeit in seiner Werkstatt

Felsengräber Naqsch-e Rostam bei Persepolis

Blick auf den Amir Chakhmaq in Yazd

Natürlich haben auch wir Bedenken. Über kein anderes Land unserer Reise haben wir uns mehr den Kopf zerbrochen, als über den Iran. Egal, wo wir uns informieren, hören und lesen wir größtenteils Negatives. Das Auswärtige Amt warnt nicht nur vor Reisen in das Land, sondern stuft Individualreisende mit eigenem Fahrzeug sogar als besonders gefährdet ein. Leider kommt es immer wieder zu Entführungen westlicher Reisender.


Lichtspiel in einer Moschee

Mosaike im Innenhof einer Moschee

Ein handgewebter Teppich

Türknauf aus alten Zeiten

Wie vieles im Iran verfällt diese kunstvolle Fassade

Dennoch fasziniert uns der Iran. Er ist nicht nur unser Weg von Turkmenistan auf die arabische Halbinsel, sondern auch ein großes Mysterium. Von anderen Reisenden, die das Land individuell mit dem Fahrrad, Motorrad oder Camper bereist haben, hören wir unglaublich positive Geschichten. Und diese drehen sich allesamt um eines: die Menschen, die so herzlich und gastfreundlich sein sollen, wie nirgendwo anders auf der Welt.


Ein Mann lädt uns zu einem Tee ein

Diese Iranerin hat uns viel über das Leben im Iran erzählt

Eine prächtige Moschee in der Dunkelheit von Kashan ...

... für deren Besuch sich Greta mit diesem Betttuch einwickeln lassen musste - die Begeisterung ist ihr ins Gesicht geschrieben

Junge Männer knattern tagein tagaus mit ihren Mopeds durch die Gassen von Shiraz

Die Nasir-ol-Molk Moschee in Shiraz wird auch die "bunte Moschee" genannt

Farbenfrohe Kacheln sind überall im Iran zu finden

Nach reiflicher Überlegung entscheiden wir uns an einem regnerischen Tag im August 2023 in der Mongolei, unsere Visa für den Iran zu beantragen. Diese sind keine Selbstläufer. Für einen vertretbaren Obolus von 20 USD pro Person nutzen wir eine lokale iranische Agentur, die uns im Prozess unterstützt und unsere Chancen auf die Erteilung unserer Visa erhöhen soll. Als deutsche Staatsbürger stehen wir neben unseren Nachbarn aus Frankreich und den Niederlanden aktuell nicht hoch im Kurs. Im Gegensatz zu US-Bürgern, Kanadiern und Briten dürfen wir uns aber immerhin frei im Land bewegen.

 

Wir haben Glück. Einen guten Monat später dürfen wir in der kirgisischen Hauptstadt Bishkek in der iranischen Botschaft unsere Visa abholen. Greta decken wir daraufhin erst einmal mit kulturell konformer Kleidung ein. Weite Kleidung, die nicht figurbetont ist und den Po bedeckt, sowie ein Kopftuch sind für sie als Frau in dem islamischen Staat Pflicht.


Soeben haben wir unser iranisches Visum in Bishkek erhalten

Der Iran ist eines der größten und einflussreichsten Länder des Nahen Ostens. Bis 1979 war das Land eine Monarchie. Seit der Revolution im gleichen Jahr ist der Iran eine "Islamische Republik" … die regelmäßig für Schlagzeilen in den westlichen Medien sorgt. So leider auch wenige Tage vor unserer geplanten Einreise, als der Konflikt zwischen Israel und Gaza ausbricht.

 

Noch einmal fragen wir uns ernsthaft: Können und wollen wir wirklich jetzt in den Iran einreisen? Da wir zu diesem Zeitpunkt bereits auf einer festgelegten Route durch das Nachbarland Turkmenistan eskortiert werden, gibt es kaum noch ein Zurück. Wir entscheiden uns einzureisen. Im schlimmsten Fall sind wir innerhalb von 2 Tagen an der türkischen oder irakischen Grenze und können in eines dieser Länder ausreisen.

 

Dem Titel unseres Blogs entnehmt Ihr bereits, dass es anders kommen sollte. Über 5 Wochen verbringen wir schließlich im Iran. Mit eigenen Augen wollten wir sehen, wer der Iran ist und vor allem, wer seine Menschen sind. Ungeachtet seiner politischen Orientierung haben wir ein Land bereisen dürfen, dass uns tief berührt hat. Wir haben unglaubliche Gastfreundschaft erlebt, hatten unvergessliche Begegnungen, wurden auf unzähligen Selfies verewigt und haben kulturelle Schätze entdeckt, von deren Existenz wir vor unserer Einreise kaum etwas wussten.

 

Kurzum: unsere Reise durch den Iran war keine einfache, aber eine ganz wunderbare Entscheidung! Unsere Route führt uns einmal quer durch das Land. Von der turkmenischen Grenze im Nordosten, über die Hauptstadt Teheran, nach Kashan und Isfahan, Yazd und Kerman in die Lut Wüste und schließlich durch Shiraz an die irakische Grenze im Südwesten des Landes. Wenn Ihr die Orte googelt, seht Ihr, dass wir uns in einem großen S durch das Land bewegt haben.

 

Greta blick auf die Überreste Persepolis - altpersische Kulturgeschichte zum Greifen nah

Der Islam mit seinen Moscheen ist allgegenwärtig im Iran

Gleiches gilt für Windtürme die insbesondere in den heißen Sommern für Abkühlung in den darunter liegenden Häusern sorgen

Greta trägt in der Öffentlichkeit stets ein Kopftuch - wir wollen kein Risiko eingehen

Millionen einzelner Spiegelscherben zieren den Schah Tscheragh - ein wichtige Pilgerstätte für viele Iraner

Greta blickt in die unendliche Weite der Lut-Wüste

Vor unserer Einreise gelingt es uns über Kontakte bereits die obligatorische Versicherung für unser Fahrzeug abzuschließen und einen lokalen VPN für unsere mobilen Endgeräte zu organisieren. Das Internet im Land ist stark eingeschränkt. Dienste wie Instagram, WhatsApp oder westliche Medien, die wir regelmäßig nutzen, stehen uns im Land gar nicht, oder nur über Umwege zur Verfügung. Unsere Fotoausrüstung, unser Notfallsender und unser GPS Navigationsgerät stellen uns laut auswärtigem Amt übrigens bereits potentiell unter Spionageverdacht. Unsere Drohne führen wir aus Sicherheitsgründen nicht in den Iran ein. Sie ist bereits vor einiger Zeit bei per Post bei Gretas Eltern in Deutschland gelandet.

 

Erstes Selfie nach der Einreise - noch kämpft Greta mit ihrem Kopftuch im Wind

Ein herzliches Willkommen im Land - mit diesem Schreiben erhalten wir unsere KFZ Versicherung. Bezahlen durften wir erst lange nach der Ausreise, Erfan vertraut uns

Wir foto- und videodokumentieren nur sehr restriktiv im Land. Das Fotografieren oder Filmen militärischer Einrichtungen ist strengstens verboten. Leider sind solche nicht immer eindeutig gekennzeichnet, was Reisende schnell unwissentlich in unschöne Situationen führen kann. Wir hören immer wieder Geschichten von beschlagnahmten Handys, Computern, Kameras oder Drohnen und Reisenden in iranischen Gefängnissen. Wir sind vorsichtig genug, halten uns vor allem an alle Regeln und uns bleiben diese Erfahrungen dankenswerterweise erspart.

 

Unsere Einreise in den Iran verläuft reibungslos und dauert keine 20 Minuten. Die iranischen Grenzbeamten sind freundlich und hilfsbereit. Das erste Mal auf unserer Reise benötigen wir unser Carnet de Passage (CdP), eine Art Reisepass für unser Fahrzeug. Beim ADAC in Deutschland haben wir für unsere G-Klasse eine Kaution in nicht unbeträchtlicher Höhe hinterlegen müssen, um dieses Dokument zu erhalten. Einige Länder - wie zum Beispiel der Iran - verlangen dieses Dokument für den temporären Import des Fahrzeuges in ihre Zollunion.

 

Über einen lokalen Kontakt im Land gelangen wir an unsere erste Unterkunft. Ein kleines privates Guesthouse in der Stadt Bodschnurd, unweit der turkemnisch/iranischen Grenze. Uns empfängt Moshen: Gastgeber und großer Overlander Fan. Seit 2016 beherbergt er Radfahrer, Motorradfahrer und Overlander wie uns. Seine Unterkunft ist einfach, aber völlig ausreichend. Moshen unterstützt uns beim Kauf einer iranischen SIM Karte (klingt gut, dauert aber trotz seiner Hilfe geschlagene 48 Stunden und funktioniert nur sporadisch zuverlässig … ist aber wohl normal). Außerdem lernen wir die ersten Worte Farsi mit ihm. Um im Straßenverkehr überleben und die Straßenschilder entziffern zu können, lesen wir Hausnummern, oder Telefonnummern, die auf Hauswände gesprayt sind. Außerdem kosten wir Falafel und Kebab, tauschen Geld und erkunden mit ihm die Stadt.


Mit Moshen erkunden wir Boschnurd

... und lernen etwas Farsi (Persisch) und beherrschen nach kurzer Zeit zumindest den Zahlenraum von 0 bis 9

Die ersten von vielen weiteren Falafel-Sandwiches im Iran

Anfänglich sind wir noch sehr zurückhaltend mit Fotografieren

Greta übt für das Examen

Geld – ein spannendes und verwirrendes Thema im Iran. Offizielle Währung des Landes ist IRR: der Iranische Rial. Eine Währung mit sehr vielen Nullen. 1 USD entspricht zum Zeitpunkt unserer Reise ca. 500.000 IRR. Daher gibt es eine zweite Währung: Toman. Hier streicht man großzügigerweise einfach eine Null der IRR. 1 USD sind so „nur“ noch 50.000 Toman. Das ist den Meisten immer noch ziemlich viel. Daher werden im Alltag gerne drei weitere Nullen gestrichen. Auf dem Basar findet man häufig Produkte für z.B. 50 – ohne Angabe einer Währung. Um alle komplett zu verwirren, muss man wissen oder erfragen, ob es sich hierbei um Toman oder IRR handelt. Meistens lässt sich dies aus dem Kontext erschließen. Da die Iraner aber gerne feilschen und handeln, aber auch nicht immer. Das Skurrile ist, dass selbst, wenn der Preis in Toman vereinbart ist, trotzdem in IRR bezahlt wird. Die Geldscheine sind nämlich ausnahmslos in IRR erhältlich. 50 auf dem Basar sind also 50 Toman, eigentlich 50.000 Toman oder 500.000 Rial. Einfach gesagt 1 USD. Verwirrt? Wir auch!


Geschätzter Gegenwert: 500 USD

Gefühlter Gegenwert: Fünf Ferrari

Bezahlen oder Geld abheben mit VISA funktioniert nicht - daher wird unser Geld wieder und wieder gezählt

 

Greta kämpft mal wieder mit dem Wind und ihrem Kopftuch

Wo immer wir sind im Land hören wir ein herzliches „Welcome to Iran!“. Die Einheimischen sind neugierig und aufgeschlossen uns gegenüber und freuen sich riesig, westliche Reisende wie uns zu sehen. Regelmäßig werden wir während der Fahrt regelrecht ausgebremst, um mitten auf der Straße oder im dichten Stadtverkehr anhalten zu müssen. Schnell haben wir verstanden: einfach aussteigen, mit allen Anwesenden ein Selfie machen, Geschenke entgegennehmen und erst dann die Fahrt fortsetzen. So finden sich bereits nach wenigen Tagen im Land unzählige Granatäpfel, Orangen, Äpfel sowie süße und klebrige Leckereien bei uns im Fahrzeug. Unser Highlight: die Übergabe von Willkommens-Geschenken während der Fahrt bei 80 km/h durch das geöffnete Fenster eines alten Mercedes LKWs. Auch hier gilt: Widerstand zwecklos. Einfach das Beifahrerfenster herunterkurbeln, freundlich Lächeln, beherzt nach dem Präsent greifen und hoffen, dass der Fahrer des LKWs vor lauter aufgeregtem „Welcome to Iran“ Rufen nicht vergisst, dass er eigentlich geradeaus und nicht in unser Fahrzeug fahren möchte. Anbei eine kleine Auswahl an Selfies:









Auch beim Einkaufen auf dem Markt, beim Gemüsestand an der Straße oder beim Bäcker möchte man uns regelmäßig reich beschenken. Aber Vorsicht: es gibt im Iran die Höflichkeitsfloskel „Tarov“. Von Moshen, unserem ersten Gastgeber haben wir gelernt: Nicht jedes Geschenk ist ein Geschenk! Die Iraner sind aus Höflichkeit erst einmal großzügig und bestehen darauf zu bezahlen bzw. uns als Reisende einzuladen. So sind unsere Taxi Fahrt, das Falafel Sandwich oder unser Einkauf vermeintlich umsonst. Im Gegenzug sollten wir aber darauf bestehen, selber zu zahlen bzw. die Einladung abzulehnen. Es folgt ein „Ping Pong“ von Einladungen und Ablehnungen. Erst, wenn der Gegenüber mindestens 3 mal darauf besteht, kein Geld anzunehmen, ist die Einladung ernst gemeint. Das muss man wissen, sonst steckt man schnell in einer peinlichen Situation. Die meisten der an uns gerichteten Einladungen sind ernst gemeint und wir dürfen tatsächlich nichts bezahlen. Das ein oder andere Mal passiert es allerdings, dass der Einladende bereits nach der ersten Rückfrage zurückrudert und wir doch unser Brot oder unseren Einkauf bezahlen dürfen. Wir gewöhnen uns schnell an diese Höflichkeitsfloskel, dennoch ist es ungewohnt für uns, nicht einfach deutschen „Klartext“ reden zu können. Tarov gilt übrigens nicht nur für uns, sondern auch für die Iraner untereinander. Und Tarov Diskussionen unter Einheimischen verlaufen mit einer anderen Dynamik als mit uns. Wüssten wir nicht, dass es sich um den Austausch von Höflichkeiten handelt, könnte man meinen, die Iraner würden ernsthaft miteinander streiten.


Schwer zu lesen: Ist es nun Tarov oder nicht... Wir bleiben hartnäckig und bezahlen umgerecht 0,3 USD für 1 kg Tomaten und 1 kg Gurken

Das Obst und Gemüse macht einen frischen Eindruck

Eines der Highlights im Land sind die überaus leckeren und preisgünstigen Datteln

Gleiches gilt für unser neues Lieblingseis (Eine Mischung aus Pistazie, Kardamom, Safran und Rosenwasser aufgefüllt mit Karottensaft - klingt eigenartig schmeckt aber unfassbar lecker). Alleine dafür lohnt es sich den Iran zu bereisen

Getrocknete Datteln von der Plantage nebenan

Einkaufen im Iran am Straßenrand

Frisches Brot - hier wurde z.B. drei Mal keine Zahlung akzeptiert

Weit oben auf unserer Reise-Wunschliste im Iran steht die Hauptstadt Teheran, eine Megacity mit offiziell über 15 Mio. Einwohnern (inoffiziell deutlich mehr). Ein umtriebiger Brennpunkt, in dem es immer wieder zu Ausschreitungen kommt. Wir schlafen am Stadtrand von Teheran in einem kleinen Hotel, das uns von Schweizer Reisefreunden empfohlen wurde. Unser Fahrzeug steht sicher bewacht hinter eine Schranke und wir genießen ein großes Badezimmer und ein flauschiges Bett in festen vier Wänden.

 

Greta blickt in den Innenhof unseres Hotels in Teheran

Nach dem Frühstück wollen wir uns mit der Metro auf den Weg in das Zentrum machen. Zum Glück erreicht uns gerade, als wir das Hotel verlassen, eine SMS eines iranischen Kontakts. „Hey Jan und Greta. Wo seid Ihr? Falls Ihr in einer Stadt seid, geht heute besser nicht in das Zentrum. Es finden pro-palästinensische Demonstrationen statt“. Wir antworten: „Wir sind in Teheran. Ist das ein Problem?“. Antwort: „Ja! Bleibt bitte im Hotel und schaltet mal den Fernseher ein“. Ok … wir laufen zurück zum Hotel und auch ohne Ton verstehen wir, um was es bei den Bildern, die wir in der Lobby über den Bildschirm flackern sehen, geht. Wir sehen Tausende Menschen auf den Straßen, brennende Flaggen und Anti-Israelische Parolen, die wir hier nicht wiedergeben möchten. Den Rest des Tages verbringen wir im Hotelzimmer. Denn auf Nachfrage empfiehlt man uns nun auch an der Rezeption, heute besser nicht mehr vor die Türen des Hotels zu treten.

 

Unser Kontakt versichert uns, dass am nächsten Tag wieder alles ok sei. Wir vertrauen ihm und er hat Recht. Mit einem mulmigen Gefühl und bereit zum sofortigen Rückzug ins Hotel fahren wir mit der Metro in das Zentrum. In der Metro gibt es Wagons ausschließlich für Frauen und gemischte Wagons, die augenscheinlich ausschließlich von Männern genutzt werden. Da wir uns nicht voneinander trennen möchten, wählen wir den gemischten Wagon, in dem Greta allerdings die einzige Frau ist und sich verständlicherweise fehl am Platz fühlt. Nach einigen Stationen steigen dann zu unserer Erleichterung zwei weitere Frauen zu, die sich durch das dichte Gedränge zielsicher den Weg direkt zu uns bahnen. Bezeichnenderweise berührt übrigens keiner der Männer in dem immer voller werdenden Wagon weder die beiden Frauen, noch Greta. Wie von magischer Hand geschützt und abgeschirmt steigen wir im Zentrum von Teheran ohne Körperkontakt aus.


Wir sind froh, dass wir den Weg in die Stadt gewagt haben. Denn Teheran ist absolut sehenswert. Wir besuchen den Golestan Palast, genießen persisches Streetfood, schlürfen Thymian-Rosen Tee und sehen den imposanten Freiheitsturm. Der Tag vergeht wie im Flug. Insbesondere in der Hauptstadt begebenen wir viele Frauen, ohne Kopftuch und in westlicher Kleidung. Wie auch an vielen anderen Orten im Land.

 

Blick auf einen Teil des Golestan Palastes

Prächtig verzierte Kacheln im inneren des Palates

Wir kommen uns ein wenig wie im Inneren des Buckingham Palace vor

Aufwändige Details zieren ein altes Tablett

Bis zur islamischen Revolution war der Golestanpalast Sitz der persischen Monarchen

Spiegel sucht man in Gebetsräumen vergeblich, lediglich Gott ist vollkommen

Ein Bild von einem Bild - so hat es wohl einmal ausgesehen

Impression aus dem Palastgarten

Streetfood im Iran - es geht hektisch zu

Der Freiheitsturm im Zentrum Teherans im Sonnenuntergang

Die Beiden solltet ihr inzwischen kennen

Nicht vermissen, werden wir den Verkehr in der Hauptstadt. Verkehrsregeln sind im ganzen Land – so unser Eindruck – eher ein Vorschlag als eine Ansage. In Teheran erleben wir den bislang chaotischsten Verkehr unserer gesamten Reise. Ein Wunder, dass wir die Stadt ohne Kratzer und noch mit beiden Spiegeln verlassen. Im Kreisverkehr gibt es genau eine Vorfahrtsregel: Fahr wie Du willst! Ihr könnt Euch vorstellen, wozu das führt. Zum Glück hat jeder eine Hupe und jeder Iraner ausreichend Temperament sie regelmäßig einzusetzen. Als Fußgänger fragen wir uns, ob wir lebensmüde sind. Es gibt zwar Ampeln und Fußgängerüberwege, diese werden aber konsequent ignoriert. Man schwimmt auch als Fußgänger einfach mit im Verkehr. Wir entdecken für uns, dass es hilfreich und vor allem sicher ist, einfach gemeinsam mit einem Einheimischen die Straße zu überqueren. Augen zu und durch bzw. schnell drüber ist hier das Motto.


Bei IKEA ist er sicher nicht fündig geworden

In allen Dimensionen geht es in den alten Städten sehr eng zu

 

Nicht nur in Teheran, sondern auch an vielen anderen Orten auf unserer Reise durch den Iran, können wir unsere Eindrücke nicht wie gewohnt in Bildern, sondern nur in unseren Erinnerungen festhalten. Aus Sicherheitsgründen haben wir uns auferlegt, nur sehr restriktiv zu fotografieren bzw. zu dokumentieren. Jans große Kamera weckt schnell Aufmerksamkeit. Sie tragen wir – wenn überhaupt – gut versteckt im Rucksack bei uns. Wir fragen, wann immer möglich, ob wir fotografieren dürfen. Beschildert, was nicht fotografiert werden darf, ist nämlich meistens nicht. So kann ein vermeintlich unverfängliches Landschaftsbild, das während der Fahrt aus dem Auto aufgenommen wird, einen ganz schön in die Bredouille bringen, da sich in der Nähe oder auch Ferne militärisches Sperrgebiet befinden könnte.


Bis vor wenigen Jahren wurden diese alten Mercedes LKW noch im Iran gebaut

Abendstimmung

Eines der wenigen Bilder die wir auf offener Straße gemacht haben

Iranische Weiten

Kulinarisch genießen wir, insbesondere Greta als Vegetarierin, den Iran in vollen Zügen. Iranisches Essen ist superlecker, wenn auch oft sehr ölig. Eine große warme Mahlzeit kostet uns mit Getränken zwischen 1 und 5 US Dollar für zwei Personen. So schlemmen wir uns durch Auberginen mit Walnüssen und Granatapfelkernen, Marmelade aus Karotten oder Eis mit Kardamom, Rosenwasser und Safran. Wir essen die bislang frischesten und besten Datteln und müssen an gefühlt jeder Straßenecke einen Falafel-Sandwich probieren. Knusprig, saftig (und nicht staubtrocken, wie oft in Deutschland) mit frischen Kräutern und viel Gemüse werden die Falafel tatsächlich in jeder Stadt anders zubereitet. Ein absoluter Genuss!


Ein netter Falafel - Verkäufer und die wohl besten Falafel, die wir im Iran probiert haben

Iranisches Frühstück

Wieder einmal Falafel...

Ein iranisches Nationalgericht dessen Namen wir vergessen haben

Wir essen zu beinah jeder Gelegenheit das oben erwähnte Eis...

... und probieren das lokale, natürlich alkoholfreie Bier (naja...)

Granatäpfel werden zuhauf verkauft

Pistazien-Baklava mit Tee und Datteln

Persisches Abendessen

Auch Brot ist im Iran ein echtes Erlebnis. Das gibt es in verschiedenen Varianten und Formen ebenfalls an jeder Straßenecke. Unser Highlight: ein etwa 1,50m langes Brot, was auf heißen Steinen gebacken wurde! Brot kaufen dauert immer eine Weile. Denn vor den Backstuben wartet meistens eine kleine Menschenmenge. So kommen wir regelmäßig ins Gespräch, sind mal wieder auf diversen Selfies vertreten oder werden – um des mit den Worten des Niederrheines zur sagen – „mal ebkes“ beschenkt. Beim Kauf des riesigen Brotes zum Beispiel mit einer Süßigkeit aus Pistazien, weißer Schokolade und Kardamom. Was für ein Fest für die Geschmacksnerven!


Brot wird auf Steinen ausgebacken

Das Ergebnis

So wird hier Brot abgeholt - nachhaltig

Unsere iranische SIM Karte, an Tag eins direkt nach unserer Einreise erstanden, hält uns während unserer gesamten Zeit im Iran auf Trapp. Unsere Karte funktioniert mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mindestens ein bis zweimal pro Woche nicht - beschert uns dafür aber viele herzliche Begegnungen. So lernen wir eines Abends Hussein kennen, den wir aus der Not heraus ansprechen bzw. fragen, ob wir sein Telefon für einen kurzen Anruf nutzen dürfen. Natürlich dürfen wir! Es folgt eine spontane Stadtführung, eine Einladung zum Abendessen (wir vergewissern uns 5 Mal, dass wir nicht zahlen dürfen) und eine weitere Einladung, bei ihm zu Hause zu übernachten. Wir wissen, dass dies die Einheimischen in Schwierigkeiten bringen kann und lehnen Letzteres höflich ab. Was auch in Ordnung ist, aber nur, weil wir versprechen, bei unserem nächsten Iran Besuch wieder bei ihm vorbeizukommen.

 

Ein extrem hilfsbereiter Iraner

SIM Karten für Ausländer im Iran funktionieren maximal für 30 Tage. Wird das ausländische Endgerät in diesem Zeitraum nicht staatlich registriert, wird die SIM Karte gesperrt. Wir möchten unsere Telefone nicht registrieren lassen und kaufen so kurz vor Ablauf der 30 tägigen Frist eine zweite SIM Karte. Dieses Mal auf Gretas Namen, nachdem die erste Karte auf Jan registriert war. Spannenderweise funktioniert Gretas Karte ohne jegliche Zwischenfälle und Ausfälle für die restliche Zeit, die wir uns im Iran aufhalten. Magic!

 

Aus Sicherheitsgründen schlafen wir im Iran wann immer möglich hinter verschlossenen Toren. Wir kommen so in den Genuss zahlreicher Boutique Hotels, die nicht nur ganz reizend individuell, sondern auch wie alles andere im Land sehr günstig sind. In der Stadt Kerman dürfen wir unser Dachzelt im Hinterhof eines Hotels aufschlagen. Für 1 US-Dollar pro Tag nutzen wir das Bad eines Hotelzimmers und für einen weiteren Dollar gibt es ein reichhaltiges Frühstück. Nicht bezahlen dürfen wir die Unmengen an Datteln und Chai, die uns der Hotelier anbietet.   

 

Eine Oase der Ruhe, der Innenhof unserer Unterkunft in Kashan

In diesem Guesthouse nahe Yazd lädt der Innenhof ebenfalls zum Verweilen ein

Unsere letzte Nacht im Iran - man merkt bereits, dass wir in der Nähe der irakischen Grenze sind. So "royal" wie der Name des Hotels behauptet, war es leider nicht ...

Ein kleines Boutique Hotel in Shiraz - stellvertretend für die vielen schönen Orte, an denen wir untergekommen sind

Schlafplatz hinter einem Hotel in Kashan

Diese Katze kommt immer wieder zu uns als wir im Hinterhof des Hotels unser Dachzelt aufschlagen

Waschtag hinter verschlossenen Türen - Greta kann daher auf ihr Kopftuch verzichten und genießt es, mal wieder ein T-Shirt zu tragen

Abendstimmung in unserer Unterkunft in Yazd

Spannenderweise sind hier auch die Dächer begehbar

Unvergessen bleibt unsere Zeit in der Lut Wüste, nahe der iranisch pakistanischen Grenze. Entgegen unserer Auflagen müssen wir hier wild campen, da es schlichtweg keine Infrastruktur gibt, in der wir unterschlüpfen können. Gemeinsam mit den Berliner Reisenden Martin und Christiane, die wir zufällig kennenlernen, machen wir uns gemeinsam auf den Weg in die Wüste. Wir sehen eine unglaubliche Wüsten- und Felsenlandschaft, erleben unseren ersten Sandsturm, bestaunen nachts am Lagerfeuer den Sternenhimmel und werden vom neugierigen Wüstenfuchs begrüßt. Martin und Christiane reisen weiter nach Pakistan, wir in den Irak. Wir verabschieden uns von den lieben Berlinern noch in der Wüste.


Diese Wegbeschreibung hat uns ein Guide für die Lut Wüste erstellt...

Noch fahren wir auf Asphalt

Bald darauf folgen wir der Wegbeschreibung tiefer in die Wüste...

... und werden mit tollen Ausblicken belohnt

Blick in die Weiten der Lut Wüste

Greta freut sich mal wieder ohne Kopftuch und im T-Shirt sein zu können

Ein Wüstenfuchs kommt zu Besuch

Selfie mit Martin und Christiane

Kaum sind wir allein, tauchen wie aus dem Nichts plötzlich schwer bewaffnete Militär-Pickups in der Ferne auf, die mit hoher Geschwindigkeit auf uns zurasen. Wegfahren – zwecklos … mit unserer „hochmotorisierten Rakete“ von Fahrzeug so oder so. Schnell ziehen wir uns unsere Baseball-Caps und verspiegelten Sonnenbrillen auf, um uns von der Original gelboliven Militär-Lackierung unseres Fahrzeugs eindeutig als Touristen abzuheben. Uns beiden stockt ganz schön der Atem, als uns die Pick-ups wie in einem schlechten Blockbuster einkreisen. Auf den schwer bewaffneten Fahrzeugen erkennen wir, nun aus der Nähe, die voll vermummten Soldaten. Wir hoffen, dass keiner von ihnen einen nervösen Finger am Abzug hat, grüßen souverän freundlich und rollen ganz langsam unter den kritischen Blicken der Militärs weiter. So schnell wie sie aufgetaucht sind, verschwinden sie auch wieder in der Weite der Wüste. Später lernen wir, dass das Grenzgebiet zu Pakistan auf Grund von Drogenschmuggel streng überwacht wird.


Wir fahren zügig zurück in Richtung asphaltierter Straße

 

... und halten bei dieser alten, verlassenen Karawanserei an. Einer der vielen, die wir im Iran sehen

Unser Puch passt nicht hinein

Wir erkunden das Innere zu Fuss

Momente wie diese, oder die Demonstrationen in Teheran, holen uns auf den Boden der Tatsachen und in die Realität zurück. Das Auswärtige Amt warnt nicht grundlos so eindringlich vor Reisen in den Iran. Solche Begegnungen waren für uns die Ausnahme während der 5 Wochen, die wir im Land verbracht haben. Wir haben unser Risiko wann immer möglich minimiert, uns an die lokalen Regeln und Gesetze gehalten und meist sicher gefühlt. Wir haben das Land unter Einschränkungen bereist, konnten uns aber weitestgehend frei bewegen. Was wir erlebt, gesehen und probiert haben, war einmalig! Ein Land voller kultureller Schätze, die leider mehr und mehr verfallen. Aber allen voran Menschen, die uns mit unglaublicher Herzlichkeit, Neugierde und Dankbarkeit empfangen haben. Wie oft haben wir auf unserer Reise gehört, dass die Iraner, denen wir begegnet sind, wohl niemals die Möglichkeit haben werden, unsere Heimat in Europa zu besuchen. Wir sind dankbar, dass wir all jenen durch unseren Besuch, ein Stück von uns, von Europa und unseren Werten zeigen durften. Aus dem Iran nehmen wir – ungeachtet aller Politik - sehr viel menschliche Wärme und eine unglaubliche Gastfreundschaft mit! Und wer weiß, vielleicht kommen wir wieder: „Inshallah!“


The Boyz! Man versteht sich...

Greta und ein alter Webmeister in Kashan. Stellvertretend für all die herzlichen Begegnungen, die wir im Iran erleben durften

 

Greta // 22. Februar 2024 // Manama, Bahrain

571 Ansichten

2 Comments


andy.sasse
Mar 27, 2024

Auf dass euch weiterhin das Glück wohlgesonnen ist auf eurer Reise. Es sind unglaubliche Bilder und sehr schön beschrieben. Grüße Andy Sasse

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Christian Navel
Christian Navel
Mar 25, 2024

Was für tolle Bilder. Die machen unglaublich Lust das Land zu bereisen. Natürlich einmal mehr auch der wunderbare Text. Danke und gute Reise.

Christian

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