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Es ist wie es ist. Mach was draus!

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Anmerkung: " Diesen Beitrag möchten wir, anders als sonst, mit einem persönlichen Hinweis beginnen. Intensiv haben wir überlegt, ob wir in den aktuellen Zeiten einen neuen Blog-Beitrag veröffentlichen möchten. Denn es herrscht Krieg in Europa. Die momentane Situation in der Ukraine schockiert uns zu tiefst. Täglich sind die Medien voll von schrecklichen Nachrichten und Bildern. Bei all diesem Leid schien es uns zunächst unpassend, die Aufmerksamkeit in diesem Blog-Beitrag auf uns und unsere Reise zu lenken. Wie Ihr seht, haben wir uns dennoch entschieden, einen Artikel zu veröffentlichen. In diesen düsteren Zeiten möchten wir Euch bewusst andere Gedanken und Bilder anbieten. Wir hoffen, Ihr könnt so die Veröffentlichung dieses Beitrags einordnen und nachvollziehen. An unserer tiefen Betroffenheit ändert dies jedoch nichts. Greta & Jan"

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„Es ist wie es ist. Mach was draus!“ Wenn es einen Satz gibt, der das Jahr 2021 beschreibt, dann ist es genau dieser. Vieles kam anders als gedacht und vor allen Dingen als wir es uns vorgestellt haben. Und doch scheint es, als hätte es genauso kommen sollen. Denn wir haben viele Dinge nur erlebt, viele Begegnungen nur gehabt, weil eben alles anders kam als geplant. Aber der Reihe nach.


Natürlich hat uns die globale Pandemie einen fetten Strich durch unsere Reisepläne gemacht. Eigentlich wollten wir seit Mitte letzten Jahres mit unserem Puch auf Reise sein. Aus anfänglichen Reisewarnungen wurden schnell Reiseverbote und Grenzschließungen. Nicht wir, sondern leider (nur) unsere Idee, um die Welt zu reisen, rückte in weite Ferne. Und plötzlich war Deutschland der Ort, an dem wir uns erstmal für eine Weile aufhalten sollten.


Den Kopf in den Sand stecken und Trübsal blasen bis die Welt wieder im gewohnten Takt tickt? Das kam nicht in Frage! Ja – wir waren enttäuscht, sehr sogar. Aber manchmal braucht es eben genau diese Enttäuschung, um die Frage zu stellen: was kann und möchte ich tun?


Greta und Jan im Schutzanzug

In unserem Fall ist dies ein soziales Engagement. Vollzeit helfen zu können – eine Herzensangelegenheit für uns beide, die mit unseren bisherigen Jobs zeitlich schlichtweg nicht vereinbar war. Für ein halbes Jahr arbeiten wir in einer Altenpflegeeinrichtung am schönen Niederrhein. Wir tauchen ein in ein für uns als Ingenieure erstmal fremdes Berufsbild: die Arbeit am und mit Menschen. Um viele bewegenden Begegnungen mit Bewohnern, Angehörigen und Kollegen reicher, blicken wir heute auf diese einmalige Erfahrung zurück. Vor allem aber, mit gehörigem Respekt für alle Menschen, die sich wie das Team, das wir unterstützen durften, täglich für diese Art der Arbeit entscheiden.


Mittlerweile ist es Winter. Die Pandemie ist Teil unseres Alltags geworden und die Welt scheint sich etwas zu entspannen. Reisen ist, wenn auch mit Einschränkungen, wieder möglich. Da wir in unserem Fahrzeug autark und abseits der Touristenpfade reisen möchten, kann es für uns losgehen! Auf Richtung Süden und Sonne, raus aus dem kalten Deutschland.


Greta saugt im Dachzelt

Wir beladen unseren Puch in der wohl unbequemsten Jahreszeit am Niederrhein: denn es ist nicht nur dunkel und kalt, sondern es regnet auch gefühlt jeden Tag. Der Staubsauger schafft es nur in den Regenpausen in’s Dachzelt. Im Haus von Gretas Eltern werden so mehrere Zimmer zu temporären Zwischenlagern, in denen sich Ausrüstung, Werkzeug und Klamotten stapeln.


Wäschenetze

Mehr als einmal fragen wir uns, wie all diese Dinge Platz im Fahrzeug finden sollen. Die größte Vorstellungskraft brauchen wir bei einem Sofa voller Schlafsäcke und Daunenjacken. Aber: cleveres Packaging ist alles und – das können wir an dieser Stelle verraten – wir haben alles problemlos im Fahrzeug untergebracht. Wir sind startklar!


Sofa voller Daunenkleidung und -schlafsäcke

… nur leider unser Puch nicht. Vollbeladen legt ihn ein technischer Defekt im wahrsten Sinne des Wortes lahm. Leider so lahm, dass wir zu einer Fachwerkstatt müssen. Unsere Einspritzanlage ist defekt und muss komplett ausgetauscht werden. Erster Halt also Bosch-Service und nicht Süden und Sonne. Das war nicht der Plan.


So genießen wir eben noch die Weihnachtszeit bei unseren Eltern, schlürfen Glühwein am Lagerfeuer und schlemmen uns unter dem Weihnachtsbaum kugelrund. Gretas Mama scheint besorgt zu sein, dass wir die nächsten Monate nicht mehr ausreichend zu essen bekommen. Nach Weihnachten wiegen wir beide bestimmt 3 kg mehr. Aber das Festtags-Essen war einfach zu lecker.


Weihnachtsmänner vor dem Weihnachtsbaum

So vergessen wir zumindest über den Jahreswechsel, dass unser Auto nicht fahrbereit ist. Während unser primäres Problem unsere dicken Bäuche sind, kämpft der Bosch-Service währenddessen mit ganz anderen Herausforderungen: Ersatzteilen! Schnell passende Teile für ein altes Fahrzeug zu bekommen ist generell nicht ganz einfach. Sind dank der Pandemie aber auch noch die globalen Lieferketten aus dem Takt geraten, sind Geduld und starke Nerven gefragt. Aus einem geplanten Werkstatt-Aufenthalt von einigen Tagen werden mehrere Wochen. Und das liegt definitiv nicht am mangelnden Einsatz der Werkstatt. Wir sind selten so unkompliziert und lösungsorientiert bedient worden. Wenn der Chef persönlich eine Nachtschicht in der Werkstatt einlegt oder die Kollegin vom Empfang auch in der letzten Ecke des Internets nach Ersatzteilen sucht, dann ist das einfach ein top Service! Wir sollten eben in genau diese (richtigen) Hände geraten.


Puff beim Bosch-Service

Als wir den Puch nach Silvester in der Werkstatt abholen können, scherzen wir: „Jetzt können wir nur noch von einem Kometen getroffen werden!“. Ungünstigerweise ist unser Fahrzeug mit seinen 2,85m zu hoch, dass wir es bis zur Abreise davor nicht in einer Standard-Garage beschützen können. Aber wir improvisieren.


Puff in der Garage

In den letzten Tagen vor der Abreise trauen wir uns gar nicht mehr uns vorzustellen, dass wir bald losfahren. Zu oft haben wir gehört: „Ach wie schade, Ihr seid immer noch nicht unterwegs!“. „Mal sehen, was in der Welt Eure Abreise als nächstes verzögert!“. „Na zum Glück passiert Euch das alles hier in Deutschland!“.


Der Tag, an dem wir Richtung Süden starten, ist für uns daher gar nicht mehr so besonders. Bis zuletzt warten wir auf den Kometen – der aber glücklicherweise doch nicht kommt. Puh! Aber na ja – wir dürfen auch einfach mal Glück haben.


Greta on the road

Unser erstes Ziel? Der Puff soll zurück zu seinen Wurzeln. Als ehemaliges Schweizer Militärfahrzeug sind wir uns beide schnell einig: unsere Reise soll in der Schweiz beginnen.


Und übrigens: Vielleicht bist Du auch einer jener Menschen, die unsere Geschichte in der Zeitung gelesen haben? Hättest Du sonst den Weg hierher, zu uns und unserem Blog gefunden? Vielleicht hätten sich unsere Wege nie gekreuzt und Du hättest die letzten 5 Minuten nicht unseren Beitrag gelesen, sondern etwas ganz anderes getan. Gut möglich, oder?


Wären wir früher zu unserer Reise aufgebrochen, wäre der Puch nicht am schönen Niederrhein aufgefallen und wir hätten nicht über ihn und uns in den Zeitungen berichten können. Wir sind in jedem Fall dankbar, dass sich die Dinge genauso gefügt haben wie sie es getan haben und freuen uns, dass Du hier bist.


Dich interessiert, wer was über uns berichtet? Dann schau doch mal hier rein...


Stuttgarter Zeitung

Greta // Lago Maggiore // 07.03.2022



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