Ihr wollt wissen, was für ein Fahrzeug wir fahren? Wo man Expeditionsmobile überhaupt kauft? Und wie genau „gelboliv“ aussieht? Wer weiß, vielleicht stellt Euch Günther Jauch ja eines Tages mal diese Frage bei „Wer wird Millionär?“. Wir wussten letzteres nämlich nicht.
Aber der Reihe nach. Unser Expeditionsmobil ist ein Daimler Steyr Puch 230GE: ein ehemaliges Funkfahrzeug der Schweizer Armee, Benziner, Baujahr '94, bei Bedarf allrad-betrieben und noch heute in seinem Originallack mit einem Namen, der Raum für Interpretation lässt: „gelboliv“.
Der klangvolle Name der Farbe entpuppt sich schnell als stink normales Bundeswehr-grün. Das klingt natürlich bei weitem nicht so aufregend wie „gelboliv“. Wir bleiben also gerne bei der ursprünglichen Namensgebung. Trotzdem bitte merken, falls Herr Jauch mal fragen sollte.
Als wir unser heutiges Fahrzeug das erste Mal live sehen, sind wir uns beide ziemlich schnell einig: so einer soll es werden! Eine Mercedes G-Klasse, bitte. Doch ausgemusterte Militärfahrzeuge sind gefragt, die Preise oft astronomisch und ihr technischer Zustand alles andere als einwandfrei. Alles, was wir uns von der Bundeswehr anschauen, trägt zwar einen Stern auf der Haube, das ist aber auch das Einzige, was an ihnen strahlt.
Zum Glück befinden sich auch im Fuhrpark der Schweizer Armee G-Klassen, die regelmäßig ausgemustert werden. Da unsere Schweizer Freunde bekanntermaßen alles ein wenig genauer nehmen, sind die Fahrzeuge aus Ihrem Bestand in deutlich besserem Zustand. Einziger Unterschied: Die Fahrzeuge in der Schweiz tragen nicht wie in Deutschland einen Mercedes-Stern auf der Haube, sondern den Schriftzug „Puch“. Dies hat einen einfachen Grund: Die Mercedes G-Klasse wurde in Kooperation mit Daimler-Steyr-Puch entwickelt und wird bis heute in Graz, Österreich gebaut. Bis 2000 wurde die G-Klasse in einigen Ländern – wie z.B. der Schweiz – unter dem Namen Puch und nicht als Mercedes verkauft.
Wir schauen uns diverse Fahrzeuge online und in Mercedes-Benz Niederlassungen in ganz Deutschland an. In der Nähe von Bonn werden wir schließlich fündig. Der Verkäufer ist uns gleich sympathisch, denn er trägt den gleichen Vornamen wie Gretas Papa: Philipp. In diesem Fall aus dem Hanfbachtal. Der Kauf bei Philipp ist ein Erlebnis. Seine Fahrzeuge kennen wir bis jetzt nur von DMAX Dokus aus dem Fernsehen.
In Realität sind sowohl Philipp wie auch seine Fahrzeuge tatsächlich nochmal um einiges beeindruckender. Philipp ist eine Marke und sein Fuhrpark ein wahrer Spielplatz für Erwachsene. Gretas Papa haben wir unter dem ein oder anderen Auto wieder herausziehen müssen und Gretas Mama konnten wir gerade noch vom Kauf eines mobilen Funkturms abhalten.
Nachdem wir uns Philipps platten Kommentar „Na Ihr überlegt aber mal lange. Jetzt seid Ihr schon zum zweiten Mal bei mir hier. Wollt Ihr nun wat kaufen, oder nich?“ anhören, wissen wir: eigentlich haben wir uns schon entschieden. Kurze Zeit später rollern wir mit einer G-Klasse stolz wie Bolle vom Hof und machen uns auf den Weg an die holländische Grenze zu Gretas Eltern. Dort wollen wir das Fahrzeug in der Werkstatt von Gretas Papa gemeinsam mit ihm sukzessive in ein Expeditionsmobil verwandeln.
So zumindest unser Plan. Unsere G-Klasse entpuppt sich schon auf den ersten Kilometern als kleine Diva. Auf der A3 kennen wir nun diverse Haltebuchten. Die alte Dame ist eben eine Weile nicht mehr gefahren worden und in der Schweiz so oder so nur gaaaaanz langsam.
Noch am gleichen Abend beschließen wir, unser Fahrzeug „Puff“ zu taufen. Wichtig: Bitte international verständlich „Paff“ aussprechen. Wie „Puff the magic dragon“ der olivgelbe – ähm – grüne Drache aus dem Song von Peter, Paul & Mary. Das Lied ist uns während unseres Sabbaticals in Laos über den Weg "gelaufen" und hat uns tagelang als Ohrwurm begleitet. Hier gehts zum Blog-Beitrag über Laos.
Bevor wir mit dem Umbau des Fahrzeugs starten können, müssen wir noch einige bürokratische Prozesse durchlaufen. Wie sollte es in Deutschland auch anders sein. Unser Highlight: Deutsche Papiere für ein Fahrzeug besorgen, das noch nie eine EU Zulassung hatte. Die Schweizer Dokumente unseres Fahrzeugs kommen offensichtlich aus dem Nirwana. Wir bringen das zuständige Straßenverkehrsamt (und uns) an den Rand des Wahnsinns. Zwischenzeitlich fragen wir uns, ob wir ein Fahrzeug aus der Schweiz, oder dem Orient in der EU zulassen wollen. Offensichtlich sind wir die Ersten, die am Straßenverkehrsamt in Kleve mit dieser Idee vorsprechen. In Zeiten von Corona, in denen man nur mit umständlicher Online-Termin-Reservierung – aber bitte 14 Tage im Voraus - überhaupt einen Menschen am Amt zu Gesicht bekommt, kommt richtig Freude auf.
Bis der Puff ordnungsgemäß all seine Papiere und ein deutsches Kennzeichen besitzt, haben wir viel Zeit für Phase 1 unseres Projektes. Wir entkernen das Fahrzeug komplett und reinigen alles gründlich.
Das Entkernen des Fahrzeugs kostet mehr Kraft und Zeit als wir denken. Eine ganze Woche lösen wir Schrauben, brechen Nietverbindungen auf und sogar die Flex kommt für das Trennen von Schweißnähten zum Einsatz. Doch der Einsatz zahlt sich aus. Wir sind zufrieden als wir vor einem leeren und sauberen Fahrzeug stehen.
Ihr wollt wissen, wie es nach dem Kauf und dem Entkernen weitergeht? Natürlich haben wir schon Ideen! Die verraten wir Euch in unserem nächsten Blog-Beitrag: Unser Expeditionsfahrzeugs Teil III - Der Ausbau
Greta // am schönen Niederrhein // 29.12.2021
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